7. Juni 2020 - Trinitatis

Liebe HauptstadtTV-Gemeinde, heute ist nach der Dreiheit der Feste, dem Dreisprung des Kirchenjahres das Trinitatisfest. Wir feiern heute, dass uns der eine Gott zu verschiedenen Zeiten verschieden begegnet ist. Wir glauben also an den einen Gott, denn da sind nicht zwei oder drei, sondern eben nur Einer! Gott der Schöpfer, Jesus Christus und der Heilige Geist. Vor kurzem hat ein jüdischer Freund von mir in einer Veranstaltung in unserem Gemeindehaus in Nikolassee, was ich als house of one verstehe, denn wir machen hier Veranstaltungen mit Christen und Juden und Muslimen, gesagt: Ich fühle mich den Muslimen näher als den Christen. Denn sie sind wie wir Monotheisten. Aber das sind wir als Christen auch. Wir müssen es bloss immer wieder neu erklären. Ich versuche das dann immer so, wie ich es auch meinen Konfirmanden erkläre: Neulich habe ich auf einem Friedhof einen Grabstein gesehen: „Wir sind dankbar für das reiche Leben von unserem Vater, Großvater und Bruder“ stand darauf. Und jedem ist sofort klar, dass da nicht 3 Menschen beerdigt sind und nicht 3 Menschen betrauert werden. Sondern da ist einer begraben, der Menschen verschiedener Generationen in einer jeweils anderen Beziehung begegnet – als Bruder, als Vater, als Großvater. Als Schwester, als Mutter und als Großmutter. Denn Gott begegnet uns als Schöpfer, als Bruder, als Geist. Er kann sozusagen drei Aggregatzustände haben. Denn so kann man in den Bildern der Schöpfung auch von dem Schöpfer reden. Wasser, H2O macht Leben möglich und begegnet uns auch verschieden: als Eis oder Schnee – als Wasser – oder als Nebel, Wolken, Dampf. Und Wasser hat Gott so viel geschaffen, dass eine große Ozeankonferenz vor einiger Zeit gefragt hat, warum die Erde denn Erde und nicht Ozean heißt? Denn davon gäbe es doch soviel mehr?! Vom Heiligen Augustinus wird erzählt, dass er am Meer spazieren ging, als er an seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit arbeitete - und dort ein kleines Kind beobachtete. Das Kind hatte ein Loch in den Sand gegraben und lief nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser, schöpfte mit seiner Muschel, rannte zurück und goss das Wasser in das Loch. Darauf lief das Kind wieder zum Wasser, schöpfte und wiederholte das Ganze immer aufs Neue. Nach einiger Zeit fragte Augustinus: "Was machst Du denn da?" Und das Kind antwortete ihm: "Ich schöpfe das Meer in dieses Loch!" Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: "Du kleiner Narr, das ist doch unmöglich. Du kannst das große, weite Meer, doch nicht in dieses Loch füllen!" "Aber du bildest dir ein," meinte daraufhin verwundert das Kind und blickte den großen Gelehrten durchdringend an, "dass du das große Geheimnis der Dreifaltigkeit mit deinem Kopf erfassen kannst!?" Niemand von uns kann das Geheimnis Gottes erfassen. Auch und erst recht nicht das Geheimnis der Dreifaltigkeit, der Trinität. Deshalb ist Zweifel erlaubt. Ja geboten. Denn Zweifel treibt uns nach vorn, hält uns in Bewegung, ehe wir uns irgendwo festsetzen. Aber Zweifel muss wie Kritik redlich bleiben und intellektuell fair. Der Zweifel bzw. die Kritik, die ich immer wieder in Religions-Ausstellungen in muslimischen Ländern gesehen habe, ist leider weder redlich noch fair. Darüber muss am Sonntag Trinitatis auch gesprochen werden. Denn diese Kritik sagt, dass wir Christen den Glauben an den einen Gott verlassen und verraten hätten und wieder Polytheisten geworden wären. Dass wir also statt dem einen Gott drei Götter anbeten würden. Das sagen Muslime, die ihren Glauben überhaupt erst von Juden und Christen empfangen haben. Denn Mohammed hat seine Offenbarungen doch erst empfangen, nachdem er von Juden und Christen in Mekka die Bibel bekommen hat und von ihnen im Glauben an den einen Gott unterwiesen worden ist. Allerdings bei rund 40 Grad im Schatten in der Oase Mekka, aus der er vertrieben worden ist, weil die Mekkaner weiter ihren tribalen und primitiven Polytheismus frönen wollten. Wir sollen keine Karikaturen von Mohammed zulassen und verhindern, dass der Koran verbrannt wird. Einverstanden! Aber warum sollen wir zugucken, wenn in den Ländern, die das von uns fordern, Christen geköpft, verbrannt und vertrieben werden? Und dort, von Staats wegen!, eine Karikatur unseres Glaubens verbreitet wird. Denn zu sagen, nachdem wir seit fast zweitausend Jahren ununterbrochen sagen und erklären, dass es nur den einen Gott gibt, wir würden 3 Götter glauben, ist eben auch eine frivole und dummfreche Karikatur. Und darüber zu schweigen ist sträflich. Denn das ist doch in Wahrheit der Grund, wegen dem die Muslime glauben, sie dürften uns als Ungläubige verfolgen, wo immer sie die Macht dazu haben! Ich, der ich ihren Glauben anerkenne, fordere nicht, dass sie meinen bzw. unseren Glauben anerkennen. Aber ich fordere, dass sie nicht weiter Lügen verbreiten über unseren Glauben, weil diese Lügen dann letztlich immer wieder zur Christenverachtung und Christenverfolgung führen und dann zur Tötung von Christen. Vor kurzem habe ich im Tagesspiegel eine Kritik am christlichen Glauben gelesen, die merkwürdig fand, dass es mehr als hundert verschiedene Konfessionen gibt. Na Gott sei Dank kann ich da nur sagen!! Aber es gibt nicht nur Hunderte von Konfessionen, sondern ja im Grunde Millionen, Milliarden von Bekenntnissen. Jeder hat sein eigenes Bekenntnis und das ist gut so. Und wir alle haben ein paar gemeinsame, die deshalb in unserem Gesangbuch stehen. Nur der, der ein eigenes Bekenntnis hat, lebt seinen eigenen Glauben! Man kann natürlich ein paar Versatzstücke nehmen aus den bekannten Credos, den bekannten Bekenntnissen, aber da wo jemand selber spricht, da wird es spannend, denn da redet er von eigenen Begegnungen mit Gott – wie z.B. Paulus in seiner Epistel von heute. O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Bleiben sie gesundBehütet.