24. Mai 2020

Liebe HauptstadtTV-Gemeinde, „HERR, höre meine Stimme!“ aus Psalm 27 hat diesem Sonntag seinen Namen gegeben. Wir befinden uns nun auf dem Weg von Himmelfahrt nach Pfingsten! Also der Zeit, wo die Kirche sich erinnert, dass die Gegenwart des auferstandenen Jesus auf merk-würdige, des Merkens würdige Weise, zu Ende war. Jesus begegnete den Jüngern nicht mehr! Auch nicht mehr in der unbegreiflichen Weise des Auferstandenen. Denn er war nun ganz bei Gott – aufgefahren in den Himmel! Also in andere Dimensionen! Die für uns nicht verfügbar sind, noch nicht erkennbar. Und sie warteten auf den Tröster, den Parakleten, eine neue, andere Weise, wie Gott nun bei den Menschen sein sollte und wollte. Jeremia, der große Prophet des alten Israel, verheißt dem Volk Gottes: das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«! Sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Der große Literat und Kirchenlieddichter Jochen Klepper hat das Prophet-Sein einmal so beschrieben: Kein Prophet sprach: „Mich Geweihten sende!“ Eingebrannt als Mal war es in allen: Furchtbar ist dem Menschen, in die Hände Gottes des Lebendigen zu fallen. Kein Prophet sprach: „Mich Bereiten wähle!“ Jeder war von Gottes Zorn befehdet. Gott stand dennoch jedem vor der Seele, wie ein Mann mit seinem Freunde redet. Kein Prophet sprach: „Gott, ich brenne!“ Jeder war von Gott verbrannt. Kein Prophet sprach: „Ich erkenne!“ Jeder war von Gott erkannt. Wir allen kennen doch, wie es ist, wenn man eine geistlose Zeit durchlebt! Sich von Gott und allen guten Geistern verlassen vorkommt. Heute ist das zum Massenphänomen geworden – und wird burn out genannt. Ausgebrannt. Da ist dann nichts mehr, was noch begeistern könnte. Wehe, wenn dann noch ein böser Geist über uns kommt, eine Depression, eine Wahnvorstellung. Denn da wo kein Geist ist, fangen schnell an böse Geister die Leerstelle auszufüllen. Mit Sünde können wir nicht soviel anfangen – aber im Grunde ist es die Abkehr von der Quelle des Lebens, dem Geist Gottes. Mit vielen unserer Entscheidungen lassen wir Gott doch nur einen guten Mann sein und kümmern uns dann nur noch um uns selbst. Das Ende der Sünde ist dann die Umkehr! Ist dann, wenn wir mitten im Leben Gott wieder etwas zu trauen! Und uns dem wieder zuwenden, dem wir uns verdanken. Oder lassen sie es mich einfach mit Worten von Martin Biberach sagen: Ich weiß nicht, wo komm ich her, wo geh ich hin. Ich weiß nicht, warum ich so fröhlich bin. Wenn ich wüsste, wer ich bin. Wenn ich ging und wüsste wohin. Wenn ich käm und wüsste woher. Ob ich dann wohl traurig wär? In dieser Situation warten Menschen auf einen neuen Geist, „der Heil und Leben mit sich bringt“, wie wir es mit dem Adventslied „Macht hoch die Tür“ singen. Und deshalb warten Menschen auf den Geist Gottes. Jesus hat ihn seinen Jüngern verheißen: „Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun...“ Jesus hat uns den Geist Gottes gesandt. Er verspricht den Heiligen Geist, den Tröster, der uns unterweist. Der Heilige Geist geht eben auch von Christus aus, seinem Leib in der Welt, der Kirche, in die hinein wir hinein getauft sind. So wie es das Glaubensbekenntnis von Nicäa- Konstantinopel in unserer abendländischen Fassung auch sagt: Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht....Und dem Sohn heißt filioque. Und wegen dieses einen Wortes gab es 1054 das Schisma, die Kirchenspaltung zwischen Ost und West. Aber der Geist geht eben auch wirklich vom Sohn aus, vom Leib Christi in der Welt, der Kirche. Und das heißt – Kirche kann und soll auch Grund, Ursprung und Anlass von Veränderung sein. Das walte Gott. Und schenke uns diese Gnade immer wieder. Bleiben sie gesundbehütet.