16. März 2021

Liebe HauptstadtTV-Gemeinde, „Ihr solltet sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ aus dem des Jakobus 4 ist der Lehrtext für heute. Luther war der Jakobusbrief eine stroherne Epistel. Und er schreibt in seinem Kommentar zu dem Brief: „Darum will ich ihn nicht haben in meiner Bibel in der Zahl der rechten Hauptbücher, will aber damit niemand wehren, dass er ihn setze und hebe, wie es ihn gelüste; denn es sind viele gute Sprüche sonst drinnen.“ Und fraglos einer der besten, wirkmächtigsten ist unser heutiger Lehrtext. Denn dieser Satz hat mittlerweile Sprichwortcharakter. Man nennt ihn auch die Bedingung des Jakobus. Briefe wurden beendet damit, dass man schrieb: sub conditione jacobäa. Unter der Bedingung, die Jakobus aufgestellt hat und die heißt: So der Herr will und wir leben, werden wir dies und das tun. Wer so denkt oder schreibt, weiß und akzeptiert: Der Herr sitzt im Regiment. Die wichtigste Voraussetzung, für alles, was ich tun will, ist dass der Herr will und ich lebe. Eigentlich eine Binsenweisheit. Denn außer für Baron Münchhausen, der sich bekanntlich ja selber aus dem Sumpf ziehen können wollte, ist für alle klar: Ich kann meinem Leben keine Handbreit hinzufügen. Da bin ich in Gottes Hand. Und wer so denkt, bescheidet sich sehr vernünftig. Denn er weiß: Wenn der Herr seines getan hat, dann ist es an mir, das Meine zu tun. Man kann ja in engen Grenzen seines eigenen Glückes Schmid sein, aber nicht der Schmid des eigenen Lebens. Denn als ich gezeugt worden bin, war ich noch nicht dabei. Als ich erzogen worden bin, konnte ich noch nichts hinzutun. Meine Gene und meine Erziehung sind ein Geschenk, sind die Voraussetzung dafür, dass ich heute so bin, wie ich bin. Da nehme ich mich aus Gottes Hand und der Hand der Älteren, der Eltern, die mich zu dem Menschen, der Person werden ließen, der ich bin. Die ich bin. Und durch die conditio jacobäa kommt nun noch der Blick in die Zukunft dazu. So der Herr will und wir leben. Wenn das gegeben ist, dann kann ich in aller Bescheidenheit nun auch wirklich dieses oder jenes tun. Luther hatte gegen die Werkgerechtigkeit des Mittelalters, gegen das Denken der Kirche seiner Zeit den Glauben wieder ganz groß gemacht und die Kirche damit wieder in ihre alte Form vom Anfang der urchristlichen Gemeinde bringen wollen. Also re-formiert. Der Jakobusbrief gehört zu den katholischen Briefen. Darin ist er also katholisch, allgemein, dass er fragt: Was hilft’s, wenn jemand sagt, er habe Glauben und hat doch keine Werke. Und die Frage dann gleich beantwortet: Wenn der Glaube nicht Werke hat, ist er tot. Luther hat seinen Akzent ganz auf den Glauben gesetzt und den Glauben verstanden wie einen gesunden Baum. Der kann ja auch gar nicht anders, als Früchte aus sich hervorzubringen. Aber Jakobus sieht eben wie im normalen täglichen Leben, dass es da Christen gibt, die ihren Glauben betonen und man merkt nichts davon, Er treibt keine Früchte. Er bringt nichts hervor. Und dagegen setzt Jakobus seinen Brief und fordert gute Werke wie ein Siegel auf den lebendigen Glauben. Und gegen die daraus vielleicht entstehende Werkgerechtigkeit, die daraus wachsende Überheblichkeit, setzt er seinen zur Formel gewordenen Satz: So der Herr will und wir leben. Formeln können erstarren. Ja, klar. Haben wir alle vor Augen. Aber Formeln sind eigentlich zum Leben gedacht. Und bewahren in Kurzform, in prägnanter Sprache oder eben in Buchstaben und Zahlen sehr gut handhabbar auf, womit wir rechnen müssen. Ohne die Wirkmächtigkeit und die Wirksamkeit von Formeln würde unser Leben heute nicht funktionieren. Wir können uns auf sie verlassen. Und das ist gut so. Sie sind eine wichtige Grundlage für unser Leben. Darüber man sich nicht immer wieder neu verständigen. Da wissen alle: Das gilt. Und so würde es uns wohl gut tun, wenn wir unsere Briefe wieder damit beenden würden und wenn wir uns beim Abschied noch einmal darauf berufen würden: Wir werden dies und das tun, wenn der Herr will und wir leben. Diese Bescheidenheit gibt Leben und macht Menschen frei, sich nun dann aber auch wirklich um das zu kümmern, was sie tun können. Sie halten sich nicht mit Unmöglichem auf, sondern bescheiden sich und das heißt doch im Kern, im Klartext, sie konzentrieren sich auf das, was in ihrer Macht steht. „Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der HERR will.“ aus Sprüche 16 bestätigt als Losung, was wir doch vom Würfeln kennen. Ich werfe die Würfel und muss sehen, was geworfen wurde. „Alea jacta est.“ Der Würfel ist geworfen. So sagt es die lateinische Übersetzung eines griechischen Sprichwortes. Die Kirche hat Glücksspiele nie so sehr geschätzt. Weil sie den Menschen süchtig machen können. Aber wenn man das weiß, kann man damit umgehen. Wer die Verführung kennt, kann sich ihr stellen. Ich will gern sub conditone jacobäa leben und das auch sagen und schreiben. Denn es befreit mich von Überforderung und lässt mich in neuer Ruhe und Geborgenheit das Meine tun. Bleiben sie gesundBehütet. So der Herr will und wir leben.