4. März 2021

Liebe HauptstadtTV-Gemeinde, wenn Paulus schreibt „Das Weib schweige in der Gemeinde.“ erscheint uns das heute im Licht der Taufe wie ein Widerspruch zum Wesen, zum Eigentlichen der Taufe, wie Unfug. Wir können diese Sätze deshalb heute nicht mehr ertragen. Wir wollen sie nicht mehr hören. Weil sie einfach heil-los aus der Zeit und vor allem aus der Taufe gefallen sind, wo Frauen und Männer, Mädchen und Jungen immer gleich behandelt worden sind. Ich verurteile Paulus dafür nicht. Viel zu dankbar bin ich ihm, dem Apostel Gottes für alles andere, was dieser grandiose Völkerapostel im Auftrag Gottes und im Namen Christi gesagt und geschrieben hat. Bei aller meiner Verehrung und Dankbarkeit weiß ich aber eben auch und gerade deswegen, dass er hier irrt. Seiner Zeit verhaftet ist. Und eben gerade nicht, wie sonst immer, an fast allen anderen Stellen, aus Christus gelernt hat. Und in Christus ist, mit dem was er denkt und sagt. Hier ist er noch nicht mit Christus auf Augenhöhe. In dem, was er hier sagt und schreibt, ist er nur ein freier Mann des Römischen Reiches, aber noch nicht befreit durch Christus. Nun wird mancher Evangelikale und mancher Frömmler denken: Was für ein überheblicher Typ ist dieser Pfarrer? Glaubt er ernsthaft, immer neu beurteilen zu können, was Gottes Wort ist und was Menschen Wort ist? Ja! Und wir sollen es nicht nur. Sondern wir müssen es auch. Und Paulus ist mir darin sogar Vorbild sein. Von ihm und mit ihm habe ich es ja erst durch Jesus Christus gelernt! Denn die ganze Bibel ist Gottes Wort im Menschen Wort. Ist Gottes Wort nur in der Verkleidung menschlicher Worte. Im Wort verschiedener Menschen. Das Evangelium selbst zum Beispiel ist Frohe Botschaft für uns auch 2 000 Jahre nach Christi Geburt „nur“ in den Worten der Menschen Markus und Matthäus und Lukas und Johannes! So unterschiedlich sie auch sind! So unterschiedlich sie auch schreiben. Und vor allem, zu wem sie mit ihrem Evangelium von Gott auch immer gesandt worden sind. Und daher den Auftrag von Gott hatten, so zu sprechen, so zu schreiben, dass die Menschen, zu denen sie gesandt worden sind, dieses Wort von Menschen hören konnten und sich so treffen ließen, dass sie glaubten! Dass sie in diesem menschlichen Wort Gottes Wort gehört haben! Und dann eben nicht dem menschlichen Wort glaubten, sondern an das Wort Gottes, das ihnen in diesen menschlichen Worten begegnet ist. Und sich taufen ließen! Hören sie genau? Verstehen sie? Die Bibel hat rund tausend Seiten und dennoch reden wir, so unterschiedlich fromm wir auch sind, trotz der Tausenden von Worten von dem einen Wort Gottes. Das ist Singular! Das ist Einzahl. Die Bibel besteht aus 66 Büchern mit 1189 Kapiteln, 31.171 Versen und 738 765 Wörtern. Diese wiederum bestehen aus 4.410.133 Buchstaben. Und dennoch reden sie im Grunde alle, mal mehr - mal weniger, mal glaubhafter – mal gar nicht glaubhaft, von dem einen Wort Gottes. Und dieses eine Wort Gottes ist nicht abstrakt! Ist kein reiner Gedanke, der hinter diesen 738 765 Wörtern steht, sondern es ist das ganz konkrete, ganz reale, ganz menschliche Wort Gottes was in dem einen Menschen Jesus, in der Mitte unserer Zeit Mensch geworden ist. Die Bibel berichtet davon. Der Evangelist Johannes hat es unüberbietbar klar beschrieben: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist...... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Jesus Christus ist das eine Wort Gottes. So bezeugt es auch die Theologische Erklärung von Barmen, das Bekenntnis der Bekennenden Kirche von 1934, die in unserem Gesangbuch als eines der wichtigsten Bekenntnisse des 20. Jahrhunderts steht. Also dieses Wort Gottes von dem wir reden ist kein abstraktes Wort, sondern ein ganz konkretes Gegenüber. Ein wirklicher Mensch! Jesus in Christus! Ja mehr noch: die für uns zum Maßstab allen Menschseins gewordene Inkarnation Gottes. Die Menschwerdung Gottes, die Fleischwerdung Gottes in dem jüdischen Kind Jesus im römischen Reich zur Zeit des Kaisers Caesar, dem Namengeber dieses Wortes. Christus und Caesar – die unüberbietbare Gegenüberstellung von Macht. Caesars Reich ist ein Reich dieser Welt, das größte, bis dahin je dagewesene. Und Christi Reich ist nicht von dieser Welt. Aber formt seit 2000 Jahren zum Nutzen von immer mehr Menschen unsere Welt. Bleiben sie gesundBehütet.