7. Januar 2021

Liebe HauptstadtTV-Gemeinde, manchmal sagen mir alte Menschen, auch und gerade wenn sie spüren, dass sie alle Kraft verlässt, dass „sie zu nichts mehr nütze sind.“ Aber sie täuschen sich. Und zwar irren sie damit wohl mehr als an jeder anderen Stelle in ihrem Leben. Es ist ein trauriger, bitterer Irrtum. Denn gerade wenn die Älteren gehen, erst recht wenn die Eltern aus diesem Leben gehen, haben wir die Chance, von Ihnen das Wichtigste zu lernen, was wir überhaupt lernen müssen. Denn wenn wir geboren worden sind, ist eines vor allem anderen sicher: Das wir sterben müssen. Und es ist eben nicht nur das Einzige, was sicher ist, wenn wir geboren wurden, sondern es ist auch das, was unser Leben am Stärksten prägt. Die Kunst zu Sterben, die ars moriendi, das Wissen um unser Sterben, um unseren Tod, prägt unser Leben wesentlich. Denn so wie sich Mütter über ihr Kind freuen und es ins Leben begleiten, so ist es unsere Aufgabe, die Älteren, die Eltern, im Sterben zu begleiten, auf dass wir klug werden. So wie wir ihnen unser Leben verdanken und zugleich verdanken, zu wissen oder zumindest zu ahnen, wie Leben gelebt werden kann, so können wir auch von denen, die uns vorangehen, lernen und spüren, was es heißt den 2. Geburtstag zu begehen. Denn der erste Geburtstag ist der in die Zeit, in das Leben. Der zweite Geburtstag ist der in die Ewigkeit, in die Gegenwart Gottes. Über unsere Schöpfung hinaus. Aber ein Mensch, der diesen wichtigen Dienst seinen Nächsten nicht tun will, der wird dann leider wirklich, was er behauptet. Wir brauchen Vorbilder, für alles und für das Schwerste haben wir eben leider oft keine geeigneten Vorbilder, keine Menschen, an denen wir uns orientieren können. „Ich bin dein, hilf mir.“ lesen wir im Psalm 119, dem längsten von allen 150 Psalmen. Der so lang werden musste, weil er das Wort Gottes preisen will. Und sich dazu angemessen Zeit und Raum läßt und Worte sucht und findet. Das ist die Tageslosung für heute. Wenn wir so sprechen könnten, wenn es um Leben und Tod geht, dann hätten wir gerade die Haltung, mit der wir unseren Kindern helfen könnten, sich zu orientieren. Gewissheit und Trost zu bekommen. Wenn man sich ganz in die Hände Gottes begibt, dann landet man eben nicht im Nirgendwo und auch nicht irgendwo, sondern bei Gott, der hilft. Bei Immanuel. Dem Gott mit uns. Dem Gott bei uns. Wohin sollten wir auch gehen, angesichts all der Verrücktheiten, all der Irrungen und Wirrungen, all der Verzweiflung, all der Trostlosigkeit. Denn nur Gott hat Worte des ewigen Lebens. Wer dem Leben gerade ins Auge schaut, ohne sich über die Klippen und Abgründe mit den Drogen des Lebens hinwegzumogeln, der braucht Gott. Denn nur bei Ihm sind die Worte des Lebens. Wohin sollte wir auch gehen. Nur Gott hat das Wort des Lebens. Über den Tod hinaus. Und so können wir mit den Worten Jesu, die uns der Evangelist Johannes überliefert hat, sagen: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Denn die Worte Jesu geben uns die Orientierung, die wir brauchen, um Leben zu können. Wenn die Worte Jesu in uns sind, uns prägen, dann wissen wir eben, was wir sinnvoll bitten können. Dann werden wir weise und haben Orientierung, also wissen, wo die Sonne des Lebens aufgeht, das Licht des Lebens uns scheint und wo es untergeht, wo es uns nicht leuchtet. Wo das Licht des Lebens verschwindet, untergeht, weggeht, uns verlässt und uns eben gerade keine Orientierung mehr gibt. Bleiben sie gesundBehütet.